Brutto vs. Netto-GWP in EPDs: Den Unterschied verstehen
- Brutto- und Netto-GWP-Werte spiegeln unterschiedliche Bilanzierungsansätze wider.
- Das Netto-GWP schließt Emissionen aus alternativen fossilen Brennstoffen und nicht-biogenem Anteil von Mischbrennstoffen aus.
- Der Blog enthält eine Vergleichskarte nach Regionen sowie einen herunterladbaren Leitfaden zur GWP-Berichterstattung nach Ländern.
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Stellen Sie sich eine Environmental Product Declaration (EPD) wie das Preisschild eines Produkts vor.
Der Preis inklusive Mehrwertsteuer entspricht den Bruttoemissionen – also den vollständigen Klima-"Kosten" vor Abzügen. Der Preis ohne Mehrwertsteuer entspricht den Nettoemissionen – also dem, was übrig bleibt, nachdem zulässige Gutschriften abgezogen wurden.
Um Produkte fair miteinander zu vergleichen, müssen Sie wissen, ob Sie den Brutto- oder den Netto-Fußabdruck betrachten – genau wie Sie darauf achten würden, ob ein Preisschild den Gesamtpreis mit oder ohne Mehrwertsteuer zeigt.
Die verschiedenen GWP-Typen in einer EPD verstehen
Denken Sie daran: CO₂e fasst alle Treibhausgase zu einer einzigen CO₂-Äquivalenzzahl zusammen, und der GWP-Wert (Global Warming Potential) zeigt, wie stark jedes Gas im Vergleich zu CO₂ zur Erderwärmung beiträgt.
Hier wird es spannend beim Vergleich von Brutto- und Netto-GWP: Der GWP-Typ allein reicht nicht aus. Entscheidend für die Zahlen in einer EPD ist, wie diese Emissionen im Brutto- oder Netto-GWP berücksichtigt – oder eben nicht berücksichtigt – werden.
EPDs unterteilen das GWP typischerweise in mehrere Kategorien – darauf sollten Sie achten:

Das GWP-total setzt sich aus den drei Bausteinen zusammen: fossile, biogene und landnutzungsbedingte Emissionen.
Je nachdem, ob der Wert als Brutto oder Netto ausgewiesen wird, können Teile davon abgezogen werden.
Schauen wir uns an, was weggelassen wird – und warum.
Brutto vs. Netto: Die Abzüge, die den Unterschied machen
Der wichtigste Grund für ein niedrigeres Netto-GWP? Die Nutzung von biogenem Kohlenstoff aus kurzfristigen natürlichen Kreisläufen.Beim Verbrennen biobasierter Materialien wie Holzabfällen, Stroh oder Papierschlamm wird zwar CO₂ freigesetzt –aber da die Pflanzen diesen Kohlenstoff erst vor Kurzem aus der Atmosphäre aufgenommen haben, gilt er als kurzzyklischund wird bei der Berechnung des Netto-GWP oft abgezogen.
Solche Abzüge finden sich bei vielen Produkt- und Prozessarten, zum Beispiel bei:
- Biogenen Brennstoffen (Holzspäne, Papierschlamm, Stroh)
- Biobasierten Materialien (Holzmöbel, Karton, Biokunststoffe)
- Gemischten Brennstoffen (z. B. RDF – Refuse Derived Fuel –, einer Mischung aus Biomasse und Kunststoff)
Deshalb ziehen viele EPDs dieses CO₂ bei der Berechnung des Netto-GWP ab!
💡 Sie möchten sicherstellen, dass die Zahlen hinter Ihrer EPD stimmen? Emidat unterstützt Hersteller dabei, die richtigen Daten zu erfassen – von Rohstoffen bis zu biogenem Kohlenstoff – damit Brutto- und Netto-GWP-Berechnungen verlässlich und prüfbar sind. Lesen Sie unseren Leitfaden zur EPD-Datenerfassung.
Bei Zement und Beton sind Brutto- und Netto-GWP nicht einfach zwei Varianten derselben Zahl.
Sie spiegeln unterschiedliche Bilanzierungsansätze wider – insbesondere, wie biogener Kohlenstoff und Abfallbrennstoffe behandelt werden.
Schauen wir uns das anhand einer realen EPD für einen gängigen Zementtyp an, erstellt mit der Emidat EPD-Plattform.

GWP-luluc*: Treibhauspotenzial durch Landnutzung und Landnutzungsänderung
Hier können Sie die vollständige EPD einsehen. So verstehen Sie besser, wie Brutto- und Nettowerte ausgewiesen werden – und warum die Zahlen so aussehen, wie sie es tun.
❗️Doch hier kommt der Haken:
Preisangaben unterscheiden sich von Land zu Land – manche Geschäfte zeigen den Gesamtpreis inkl. Mehrwertsteuer, andere nur den Nettopreis ohne MwSt.
Genauso gehen EPDs weltweit unterschiedlich mit Brutto- und Nettoemissionen um:
In Nordeuropa sind Bruttowerte (alle Emissionen) üblich, während in Deutschland eher Nettowerte (nach Abzügen wie biogenem CO₂) verwendet werden.
Ein Vergleich ohne Kontext ist wie zwei Preisschilder zu vergleichen, von denen nur eines die Mehrwertsteuer enthält – man wird fast zwangsläufig das falsche „Schnäppchen“ wählen.
Regionale GWP-Praxen
Wenn Sie Environmental Product Declarations (EPDs) länderübergreifend vergleichen,
achten Sie genau auf die regionalen Rahmenbedingungen – insbesondere darauf,
wie jedes System biogenen Kohlenstoff in den GWP-Werten (Global Warming Potential) berücksichtigt.
Die folgende Karte zeigt, welche Regionen typischerweise Brutto- bzw. Netto-GWP-Werte veröffentlichen.

Hinweis zur Methodik: Die oben dargestellten regionalen Standards basieren auf unserer Auswertung verschiedener nationaler Datenbanken, Normen und PCRs (Product Category Rules) aus Europa, Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum.
👉 Neugierig, wie jedes Land Brutto- und Netto-GWP ausweist? Fordern Sie hier unseren detaillierten Länderbericht zu den Berichtspräferenzen für Brutto/Netto-GWP an.
Wichtige Erkenntnisse:
- Einen Netto-Wert mit einem Brutto-Wert zu vergleichen, ohne den Unterschied zu erkennen, ist wie der Vergleich von zwei Preisen, von denen nur einer die Mehrwertsteuer enthält. Man könnte fälschlich glauben, ein Produkt habe einen geringeren CO₂-Fußabdruck – obwohl das nicht stimmt.
- Beim Lesen einer EPD sollten Sie prüfen, ob sie EN 15804+A2 folgt. Achten Sie darauf, vergleichbare Einheiten, Systemgrenzen und Methoden zu verwenden – und darauf, wie biogener Kohlenstoff berücksichtigt wird.
Fazit
Stellen Sie sich eine EPD wie den Kassenbon für den Klimafußabdruck eines Produkts vor – prüfen Sie immer,ob Sie den Preis inklusive Mehrwertsteuer (Brutto) oder den niedrigeren Basispreis ohne MwSt. (Netto) betrachten.So vermeiden Sie irreführende Vergleiche und verstehen, was die Klimabilanzzahlen tatsächlich aussagen.
Wenn Sie den Kontext hinter diesen Werten genau betrachten, können Sie klügere Entscheidungen für eine kohlenstoffarme Zukunft treffen.
„Die rechtzeitige Verfügbarkeit präziser Umweltdaten wie PCFs, LCAs und EPDs spielt eine wichtige Rolle dabei, unseren Kunden fundierte Entscheidungen für nachhaltige Projektplanungen zu ermöglichen. Emidat bietet eine Lösung, die die Erstellung dieser Daten in unserem gesamten Unternehmen unterstützt. Die Plattform ist leicht verständlich, intuitiv bedienbar und skalierbar.“
– Rudus, ein Unternehmen der CRH-Gruppe
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