18.07.2025

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4 Min Lesezeit

BRUTTO VS. NETTO-GWP IN EPDs: WAS IST DER UNTERSCHIED?

Kurzfassung

  • Brutto- und Netto-GWP spiegeln unterschiedliche Arten der Emissionsbilanzierung wider.
  • Netto-GWP schließt Emissionen aus alternativen fossilen Brennstoffen und dem nicht-biogenen Anteil von Mischbrennstoffen aus.
  • In diesem Beitrag finden Sie einen regionalen Vergleich sowie einen Download-Leitfaden zu länderspezifischer GWP-Berichterstattung.

Stellen Sie sich eine Umweltproduktdeklaration  (EPD) wie das Preisschild eines Produkts vor:

Der Preis inkl. Mehrwertsteuer entspricht Ihren Brutto-Emissionen – die gesamte „Klimakostenrechnung“ vor Abzügen.

Der Preis exkl. Mehrwertsteuer entspricht Ihren Netto-Emissionen – also dem Wert nach Abzug zulässiger Gutschriften.

Um Produkte fair zu vergleichen, müssen Sie wissen, ob Sie auf den Brutto- oder den Netto-Fußabdruck schauen – so wie Sie bei einem Preisschild prüfen, ob der Preis inkl. oder exkl. Mehrwertsteuer angegeben ist.

Welche GWP-Typen gibt es in einer EPD?

Zur Erinnerung: CO₂e fasst alle Treibhausgase in einer einzigen CO₂-Äquivalenzzahl zusammen, und das Global Warming Potential (GWP) sagt uns, wie stark jedes Gas im Vergleich zu CO₂ zur Erwärmung beiträgt.

Hier wird es interessant für Brutto vs. Netto: Der GWP-Typ allein reicht nicht aus. Was die Zahlen in einer EPD wirklich beeinflusst, ist, wie diese Emissionen in Brutto vs. Netto-GWP gezählt oder nicht gezählt werden.

EPDs unterteilen GWP in der Regel in mehrere Kategorien – hier ist, worauf Sie achten sollten:

Dies sind die Bausteine von GWP – die Gesamtsumme ist die vollständige Summe der fossilen, biogenen und Landnutzungsemissionen. Je nachdem, ob der Wert als Brutto- oder Nettowert angegeben wird, können jedoch einige davon abgezogen werden. Schauen wir uns an, was weggelassen wird und warum.

Brutto vs. Netto: Die Abzüge, die die Geschichte verändern

Der wichtigste Grund für ein niedrigeres Netto-GWP ist häufig die biogene, kurzzyklische Kohlenstoffbindung aus organischen Quellen. Beim Verbrennen biobasierter Materialien wie Holzresten, Stroh oder Papierschlamm wird zwar CO₂ freigesetzt. Da die Pflanzen dieses CO₂ aber relativ kurz zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen haben, gilt es als kurzzyklischer biogener Kohlenstoff – und wird bei der Netto-GWP-Berechnung oft wieder abgezogen.

Solche Abzüge finden sich in vielen Produkten und Prozessen, zum Beispiel bei:

  • Biobasierten Materialien (Holzmöbel, Karton, Biokunststoffe)
  • Biogenen Brennstoffen (Holzhackschnitzel, Papierschlamm, Stroh)
  • Mischbrennstoffen (z. B. RDF – Refuse-derived Fuel, eine Mischung aus Biomasse und Kunststoffen)

Darum ziehen viele EPDs diese biogenen CO₂-Emissionen bei der Netto-GWP-Berechnung explizit ab.

💡 Sie wollen sicher sein, dass die Zahlen hinter Ihrer EPD stimmen? Emidat unterstützt Hersteller:innen dabei, die richtigen Daten zu erfassen – von Rohstoffen bis zum biogenen Kohlenstoff –, damit Brutto- und Netto-GWP verlässlich und prüffähig berechnet werden können. Lesen Sie dazu unseren Leitfaden zur EPD-Datenerfassung.

Gerade bei Zement und Beton sind Brutto- und Netto-GWP nicht einfach zwei Versionen derselben Zahl. Sie repräsentieren unterschiedliche Bilanzierungsentscheidungen – insbesondere, wie biogener Kohlenstoff und Abfallbrennstoffe behandelt werden.

Um das greifbar zu machen, betrachten wir eine reale EPD für einen gängigen Zementtyp, erstellt mit der Emidat EPD Platform.

GWP-luluc*: Global Warming Potential aus Landnutzung und Landnutzungsänderung

Sie können die vollständige EPD einsehen – so sehen Sie genau, wie Brutto- und Netto-Werte ausgewiesen werden und warum die Zahlen so aussehen, wie sie aussehen.

❗️Hier ist jedoch der Haken:

Die Vorschriften zur Preisauszeichnung unterscheiden sich von Land zu Land – einige Geschäfte geben den Gesamtpreis (inkl. MwSt.) an, während andere nur den Grundpreis (ohne MwSt.) ausweisen. Ähnlich verhält es sich mit den EPDs weltweit, die Brutto- und Nettoemissionen unterschiedlich behandeln. Bruttowerte (alle Emissionen) sind in Nordeuropa üblich, während Nettowerte (nach Abzug von biogenem CO₂) in Deutschland typisch sind. Ein Vergleich ohne Kontext ist wie der Vergleich zweier Preisschilder, von denen nur eines die Mehrwertsteuer enthält – man wird mit ziemlicher Sicherheit das falsche Schnäppchen wählen.

Regionale GWP-Praxis: Worauf sollten Sie achten?

Wenn Sie Umweltproduktdeklarationen (EPDs) länderübergreifend vergleichen, achten Sie genau auf die regionalen Grundregeln – insbesondere darauf, wie jedes System biogenen Kohlenstoff in seinen Zahlen zum Treibhauspotenzial (GWP) behandelt. Die folgende Karte zeigt, in welchen Teilen der Welt in der Regel Brutto- oder Netto-GWP-Werte veröffentlicht werden.

Methodik-Hinweis:
 Die regionalen Standardannahmen basieren auf einer Auswertung verschiedener nationaler Datenbanken, Normen und PCRs in Europa, Nordamerika und Asien-Pazifik.

👉 Neugierig, wie jedes Land Brutto vs. Netto GWP behandelt? FFordern Sie unseren detaillierten Länderreport zu Brutto-/Netto-Reportingpräferenzen an.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Der Vergleich eines Nettowerts mit einem Bruttowert ohne Berücksichtigung des Unterschieds ist wie der Vergleich zweier Preise, von denen einer die Steuer enthält und der andere nicht. Man könnte fälschlicherweise annehmen, dass ein Produkt einen geringeren CO2-Fußabdruck hat, obwohl dies tatsächlich nicht der Fall ist.
  • Achten Sie beim Lesen einer EPD darauf, dass diese der Norm EN 15804+A2 entspricht. Stellen Sie außerdem sicher, dass Sie gleiche Produkte, gleiche Einheiten, gleiche Grenzen und gleiche Methoden vergleichen, und achten Sie darauf, wie biogener Kohlenstoff behandelt wird.

Fazit

Betrachten Sie eine EPD als Kassenzettel für die Klimaauswirkungen eines Produkts – überprüfen Sie immer, ob Sie den Preis inklusive Mehrwertsteuer (Brutto) oder den niedrigeren Grundpreis ohne Mehrwertsteuer (Netto) lesen. So vermeiden Sie irreführende Vergleiche und verstehen wirklich, was diese Zahlen zu den Klimaauswirkungen bedeuten.

Wenn Sie den Kontext hinter diesen Werten sorgfältig betrachten, können Sie fundiertere Low-Carbon-Entscheidungen treffen.

„Die rechtzeitige Verfügbarkeit genauer Umweltdaten wie PCFs, LCAs und EPDs spielt eine wichtige Rolle dabei, unseren Kund:innen fundierte Entscheidungen für ein nachhaltiges Projekt-Design zu ermöglichen. Emidat bietet eine Lösung, die die Erstellung dieser Daten in unserem gesamten Unternehmen unterstützt. Die Plattform ist leicht zu verstehen und zu bedienen – und sie ist in der Lage, mit unserem Geschäft zu skalieren.“
– Rudus, ein Unternehmen der CRH-Gruppe

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